Die Taubensituation in Witten


Stadttauben sind keine Wildvögel, sondern verwilderte Haustiere.

Sie wurden aus Felsentauben als Fleisch- und Eierlieferant, als Brieftaube und Liebhaberobjekt gezüchtet. Als Folge der Züchtung brüten sie fast ganzjährig bis zu 7 mal und somit wesentlich häufiger als Wildtauben, sind standorttreu und können nicht aufs Land vertrieben werden, da sie, als Nachfahren der Felsentaube, nicht auf Bäumen nisten können. Sie nutzen daher die städtische Bebauung als Felsenersatz. In dieser Umgebung finden sie jedoch kein artgerechtes Körnerfutter und müssen sich deshalb von ungeeigneten menschlichen Nahrungsabfällen ernähren, wovon sie zudem nicht genug finden. Stadttauben vermehren sich infolge der Züchtung allerdings auch bei geringem Futterangebot. Forcierte Fütterungsverbote, mit dem Ziel den Taubenbestand durch verhungern lassen zu verkleinern, können folglich ihr Ziel nicht erreichen. Stattdessen werden so nur weitere hungrige Tauben geschaffen, die überall nach Nahrung suchen. Die Altvögel überleben dabei größtenteils, während viele Jungtiere verenden. Weil aber immer wieder neue Jungtiere auch erfolgreich aufgezogen werden, sinkt der Bestand dadurch nicht effektiv. 

Die Anzahl der Stadttauben wird aber nicht nur von der Brutaktivität bestimmt.  Der „Sport“ mit Brieftauben trägt ebenso zur Bestandsgröße in den Städten bei.  Allein in Deutschland gibt es 100.000 Taubenzüchter, die in den Sommermonaten ungefähr 7 Mio. Reisetauben fliegen lassen. 20-30% dieser Tiere sind Verlust. Sie sterben unterwegs an Hunger und Durst, oder sie stranden in unseren Städten. So ist die Taubensituation in den Städten jährlich hausgemacht.


Taubensituation Witten

Lösungskonzept


Im Vergleich zu anderen Städten ist der Bestand an Stadttauben in Witten klein. Der Bestand kann aber nur weiterhin klein gehalten werden, wenn nachhaltige Konzepte zur Bestandskontrolle der Stadttauben umgesetzt werden. Im Rahmen eines solchen Konzepts betreiben wir bereits einen Taubenturm im Lutherpark. Dort werden die Tauben an einem Ort versammelt, an dem sie artgerechte Nahrung finden, weshalb sie nicht in der Stadt auf Futtersuche gehen müssen. Die Tauben brüten zudem im Turm. Die Eier im Turm werden dann gegen Gipseier ausgetauscht, was die Vermehrung der Tauben deutlich verringert.

Für eine ausreichende Bestandskontrolle ist ein Turm jedoch zu wenig. Da Tauben standortgebunden sind, fliegen nicht alle den Turm an, so dass noch einige auf den Gebäuden in der Innenstadt bleiben. In zugänglichen Nestern dieser Tauben ersetzen wir  ebenfalls die Eier durch Attrappen, was die Vermehrung auch dieses Teils der Population begrenzt. Würde man auch diese Tauben in betreuten Schlägen unterbringen, könnten wir noch mehr Eier austauschen.

Für eine wirksame und nachhaltige Bestandskontrolle sind daher wenigstens zwei weitere betreute Taubenschläge in der Innenstadt notwendig.
Z.B. ein rollbarer Taubenschlag auf einem der Parkhäuser in Bahnhofsnähe wäre als nächster Schritt sinnvoll um den Taubenbestand im Süden der Innenstadt zu steuern, da die Tauben aus diesem Bereich nicht bis zum Rathaus, oder gar Lutherpark, fliegen.



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